Roland Bloch, Alexander Mitterle, Carsten Würmann Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland Hochschulen handeln im Bereich der Lehre als Organisation, indem sie das Studium personell und infrastrukturell gewährleisten. Die Organisations- und Studienreformen seit den 1990er Jahren legen allerdings ein weitergehendes organisationales Handeln nahe: Hochschulen sollen Verantwortung für die Qualität ihrer Leistungen übernehmen und in immer mehr Bereichen ihre Handlungsfähigkeit als Organisation demonstrieren (Bromley & Meyer 2015). Solche Erwartungen werden u.a. durch staatliche Förderprogramme formuliert, gegenüber denen sich die Hochschulen verhalten müssen. Im Bereich der Lehre erfordert der Qualitätspakt Lehre (QPL) eine gesamtorganisationale Strategie, in die Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre eingebettet sind. Für die Hochschulen ist dies eine neue Anforderung, die zunächst ein Handlungsproblem erzeugt. Denn bislang wurde die Lehre auf der Ebene der Fachbereiche und Institute organisiert und der Leitung fehlt das Wissen, um die Leistungsfähigkeit einzelner Lehrbereiche beurteilen und so Verteilungsentscheidungen legitimieren zu können. Zudem entzieht sich die inhaltliche Gestaltung der Lehre weitgehend dem Zugriff der Organisation: ihre Freiheit ist grundrechtlich geschützt und ihr Vollzug lässt sich nicht erfolgssicher programmieren (Luhmann 2002). Die sich daraus ergebenen Beschränkungen der organisationalen Handlungsfähigkeit sind bereits mehrfach beschrieben worden (für die Lehre: Bloch et al. 2014; 2019; für die Forschung: Meier & Schimank 2010; Gläser & Schimank 2014). Dieser Beitrag nimmt hingegen die umgekehrte Perspektive ein und fragt danach, welche neuen Möglichkeiten zum organisationalen Handeln entstehen. Dies ist bislang primär mit Fokus auf die Forschung untersucht worden (z.B. Meier & Schimank 2014). Demgegenüber erschien die Lehre als stark durch externe Vorgaben regulierter Bereich. Der QPL setzt nun nicht nur eine gesamtorganisationale Strategie voraus, sondern stellt der Hochschulleitung auch die Ressourcen zur Verfügung, um diese Strategie umzusetzen. Der Beitrag geht der Frage nach, wie die Hochschulen dies tun, auf welche Hemmnisse und Grenzen sie dabei stoßen, und an welchen Punkten sich ein Gewinn an organisationaler Handlungsmacht abzeichnet. Empirisch basiert der Beitrag auf organisationsbezogenen Fallstudien an drei durch den QPL geförderten Universitäten. Anhand von Interviews mit Projektbeteiligten, Mitgliedern der Hochschulleitung, Dekanen und Lehrenden werden die organisationale Umsetzung und damit verbundene Wirksamkeitserwartungen rekonstruiert. Dabei erweisen sich zwei Handlungsbereiche als zentral, um programmbezogen an Handlungsmacht zu gewinnen: Erstens Zirkulation, die sich auf organisationsinterne Prozesse bezieht, die Aufmerksamkeit für das Programm über verschiedene Ebenen der Organisation hinweg generieren. Durch Befragungen, Erhebungen und Evaluationen zirkulieren die Begrifflichkeiten und Ziele des Programms in der Hochschule. Das Problem, welches das Programm zu lösen sucht, wird so im Hochschulalltag aktualisiert und mit bestimmten Bereichen – beispielsweise der Studieneingangsphase – in Beziehung gesetzt, für dessen Gestaltung ihm bzw. einzelnen Elementen kausale Autorität zugesprochen wird. Es erscheint damit als legitimes Unterfangen. Zweitens Stabilisierung, die sich auf konkrete Formen der Umsetzung des Programms bezieht, die dieses in vielfältiger Weise in die Organisation einschreiben, beispielsweise in der Form neuer Organisationseinheiten, spezifischer Angebote oder indem sie es mit Anreizen und Sanktionen koppeln. Stabilisierung verweist auf die Zukunft; sie zielt auf die Überwindung der dem Programm aufgrund seiner Befristung inhärenten Instabilität. Beide Handlungsbereiche sind verwoben mit lokalen, historisch gewachsenen Netzen der Organisation des Lehrbetriebs, die transintentionale Effekte hervorrufen und die Wirksamkeit organisationalen Handelns begrenzen. |
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- Makroebene
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- T1 Vorträge 3 (14∶00 15∶15)
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