Kati Lüdecke-Röttger
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Deutschland
Betrachtet man die unterschiedlichen Diskrepanzen und Unvereinbarkeiten, denen Hochschulen bzw. die Hochschullehre ausgesetzt sind, hat man in den meisten Fällen die bildungsinländischen Studierenden und die praktischen, wissenschaftlichen und persönlichen Ansprüche, die mit ihrem Studium verbunden sind, im Blick.
Die zunehmende Bildungsmobilität der Studierenden und die Internationalisierungsstrategien der Universitäten, die u. a. einen Einfluss darauf haben, ob Hochschulen als exzellent wahrgenommen werden, erfordern es jedoch, das Augenmerk stärker auch auf ausländische Studierende und die besonderen Spannungsfelder, in denen diese sich bewegen, zu richten. Denn die aktuellen Zahlen zeigen einerseits einen Zuwachs in Deutschland eingeschriebener ausländischer Studierender und andererseits eine unverändert hohe Abbruchquote. Damit im Zusammenhang ist auch zu sehen, dass in der Mehrzahl der universitären Internationalisierungsstrategien der Schwerpunkt auf der Gewinnung ausländischer Studierender liegt und die Aufmerksamkeit weniger auf den Studienverlauf und den Studienerfolg gerichtet ist.
Sieht man sich jedoch genauer an, wovon der Studienerfolg abhängt, zeigt sich ein erstes großes Spannungsfeld in der Studieneingangsphase für ausländische Studierende, die ein Großteil der Hochschulen dem Fachstudium vorlagert und in der die Grundlagen für ein erfolgreiches Studium gelegt werden. Zentrales (und oft auch einziges) Element in dieser vorgeschalteten Phase ist in der Regel ein studienvorbereitender Deutschkurs, nach dem das Bestehen einer der obligatorischen Hochschulzulassungsprüfungen, beispielsweise TestDaF oder DSH, formal (sprachliche) Studierfähigkeit attestiert. Eine Auseinandersetzung mit den spezifischen Herausforderungen des Studienalltags generell bzw. im Fach fehlt.
Der Vortrag beleuchtet diese Ausgangssituation. Dargelegt wird, welcher Stellenwert dem Erwerb der allgemeinen deutschen Bildungssprache und der Fachsprache zukommt, aber auch welche Rolle weitere Faktoren, wie die Vermittlung allgemeiner Studienkompetenzen und Einblicke ins Fach spielen und welche Konsequenzen es für das Fachstudium und den Studienerfolg hat, ob und in welchem Maße man diese Faktoren in die Studienvorbereitung einbezieht.
Der Beitrag stellt die Frage, was die Studienvorbereitung leisten kann (und muss), um das eigentliche Studium zu entlasten, damit sich ausländische Studierende in dieser Phase auf die fachlichen Inhalte und Herausforderungen, die damit verbunden sind, konzentrieren können.
Beantwortet wird die Frage auf zwei Ebenen:
Zum einen wird inhaltlich und methodisch dargestellt, welche kritischen Momente das Fachstudium aufweisen kann und wie Elemente des Transformativen Lernens dazu beitragen, diese kritischen Momente in studienvorbereitenden Angeboten zu antizipieren und handhabbar zu machen. Beschrieben werden der theoretische Rahmen und das methodische Vorgehen: die Konfrontation und die begleitete Vorwegnahme von Irritationen innerhalb eines geschützten Rahmens und die angeleitete Reflexion.
Auf der zweiten Ebene soll ein Modell aufgezeigt werden, das den Spracherwerb, das Aneignen von Studienkompetenzen sowie die fachübergreifende und fachspezifische Orientierung an der Hochschule gleichermaßen strukturell verankert und steuert, um so den Übergang ins Fachstudium zu erleichtern. In den Blick genommen werden Strukturen, die bestehende Ansätze und Einzelmaßnahmen bündeln, progressiv aufeinander aufbauen und die durch die systematische Vorwegnahme kritischer Momente die Belastung im Studienverlauf verringern.
Es soll ein Konzept vorgestellt werden, das unter Berücksichtigung der uneinheitlichen deutschen Hochschullandschaft als großangelegtes übergreifendes Programm gelingen kann, dessen Elemente aber auch integrativ als Bestandteil einzelner Kurse eingesetzt werden können. Dabei ist zu diskutieren, welche Ergebnisse erwartet werden und wie das Erreichen dieser überprüft werden kann.
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- T1 Vorträge 3 (14∶00 15∶15)
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