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Textwissenschaftliche Kompetenzen digital. Ein Praxisbericht aus der Curriculumsentwicklung

Juliane Rehnolt, Anja Swidsinski

TU Dresden, Deutschland

Im Vortrag sollen erste Ergebnisse eines Pilotprojektes zur Curriculumsentwicklung in den Digital Humanities vorgestellt und diskutiert werden. Aktuell wird an der TU Dresden eine interdisziplinär angelegte curriculare Einheit erprobt, die durch aktuelle digitale Technologien zentrale textwissenschaftliche Kompetenzen vermitteln soll.

Bisher wird die digitale Transformation zwar auf Makroebene etwa in Universitätsstrategien gefordert und auf Mikroebene individueller Lehre angewendet, jedoch kaum in die Studiengangsentwicklung einbezogen. Das vorzustellende Pilotprojekt digitaler Hochschullehre wird deshalb aktuell in der Praxis getestet und evaluiert, um dann in die Studiengangsentwicklung und somit den Regelbetrieb einzugehen. Es handelt sich um ein gemeinschaftliches Projekt der Lehrentwicklung, das aus einer Kooperation von Lehrenden untereinander sowie mit zentralen Einrichtungen wie Universitätsbibliothek und Hochschuldidaktik erwachsen ist. Es erschöpft sich nicht in der Lösung einer konkreten Aufgabe für einen Studiengang, sondern ist explizit auf Transfer in andere Bereiche der Universität oder in andere Universitäten ausgelegt.

Die curriculare Einheit besteht aus den drei Formaten Vorlesung, Seminar und Digitalisierungswerkstatt. Ziele des Projektes sollen exemplarisch anhand des Seminars zum digitalen Edieren ausgeführt werden. Editionsphilologie fristete in der universitärenLehre lange ein Schattendasein. Sie kam in Einführungskursen am Rand vor, blieb aber – da nicht im Curriculum verankert – den Studierenden meist unzugänglich. Sie ist jedoch eine Grundlagendisziplin aller Textwissenschaften, da sie zentrale textwissenschaftliche Kompetenzen wie Erschließung, Analyse sowie Darstellung von Texten beinhaltet. Damit sind gleichermaßen Fach-, Methoden- und Kommunikative Kompetenzen verbunden (Vgl. Hochschulqualifikationsrahmen 2017). Zuletzt hat sich die Editionsphilologie massiv der Digitalisierung geöffnet und zählt inzwischen zu den prominentesten Anwendungsfeldern der Digital Humanities. Zugleich ist absehbar, dass digitale Methoden zum festen Bestandteil der universitären Lehre werden. Diese Konstellation bietet der Editionsphilologie die Chance, durch ihre Neuausrichtung mit hohem digitalen Anteil zum Motor der Vermittlung digitaler Kompetenzen und Werte an die Studierenden zu avancieren.

Der Transfer traditioneller textwissenschaftlicher Kompetenzen in den digitalen Raum führt – ähnlich wie die „bottlenecks“ des Decoding-the-Disciplines-Ansatzes (http://decodingthedisciplines.org/) – dazu, dass Lehrende sich der basalen Kompetenzen, die für die Ausübung ihrer Disziplin notwendig sind, bewusst werden und diese gezielt vermitteln. Dies erzeugt ein Grundverständnis für die spezifischen Bedarfe verschiedener Disziplinen und schärft gleichzeitig den Blick für das Transferpotenzial curricularer Einheiten in verwandte Bereiche. Dazu gilt es, eine gemeinsame Sprache zu finden, um schließlich kooperative Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Damit gelingt außerdem eine Reflexion der eigenen Methoden und Positionen auf dem Weg zum Großziel: Synergieeffekte durch Denken und Handeln über disziplinäre Grenzen hinaus. Letztlich stellt sich die Frage, in welchem Umfang und in welcher Tiefe die geplanten Maßnahmen Herausforderungen der geisteswissenschaftlichen Studiengänge unter digitalen Paradigmen angehen (sollten), damit die Studierenden nachhaltig von der Studiengangsentwicklung profitieren.

Das Pilotprojekt wird begleitend beforscht. Dabei werden Vorwissen und Performanz der Studierenden erhoben, die Durchführung der Einheiten dokumentiert und fomativ wie summativ evaluiert. Im Vortrag werden Schlussfolgerungen aus der Analyse dieser Daten vorgestellt. Zentrale Fragestellungen sind dabei, ob die von den verschiedenen Akteuren formulierten Zielkompetenzen erkennbar zum Tragen kommen, ob sie sinnvoll miteinander verzahnt sind sowie welche didaktischen Besonderheiten geisteswissenschaftlicher digitaler Hochschullehre erkennbar sind. Weiterhin erscheint im gegenwärtigen Entwicklungsstadium ein kollegialer Austausch zum Verhältnis vom theoretischen zum Praxisanteil produktiv und aussichtsreich.

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Themenbereiche

  • Digitalisierung

Autoren

  • J. Rehnolt
  • A. Swidsinki

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Slot

  • T1 Vorträge 4 (15∶30 - 16∶45)

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