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Welche digitalen Kompetenzen weisen Studienanfänger* innen der Wirtschaftswissenschaften im dualen Studium auf? – eine explorative Profilanalyse

  • L. Schulze Heuling, S. Wild
  • 1 Kommentar

Lydia Schulze Heuling1, Steffen Wild2

1Europa-Universität Flensburg; 2Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg, Deutschland

Die Digitalisierung erhält einen immer höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft und Elemente davon werden zunehmend in unseren Alltag sowie in die Arbeitswelt eingebaut. Diese Entwicklungen machen auch nicht vor dem Bildungssystem und den Hochschulen halt. Als Ergebnis ist dort eine veränderte Lernumwelten zu attestieren (Siddiq & Scherer, 2019). Folglich ist es unumgänglich die vorherrschenden Curricula anzupassen und entsprechend didaktische Adjustierungen in der Lehre vorzunehmen. Explizit für Studienanfänger*innen ist dies zentral wichtig, da sie in eine neue Lernkultur an den Hochschulen integriert werden müssen und diese Phase als besonders sensibel, wie etwa für Studienabbrüche (Chen, 2012), gilt.

Empirische Untersuchungen weisen anhand der Schulleistungsstudien die Wichtigkeit der digitalen Kompetenzen nach. Die Wissenschaftler*innen konnten hierbei aufzeigen, dass sich digitale Kompetenzen auf die Leistungen im Lesen und der Mathematik auswirken (Skryabin, Zhang, Liu, & Zhang, 2015). Allerdings sind Forschungen für den Hochschulsektor für dieses Themengebiet selten (Siddiq, Hatlevik, Olsen, Throndsen, & Scherer, 2016). Besonders für das zur Zeit immer beleibter werdende duale Studium ergeben sich in der Hochschulforschung noch immer zahlreiche Forschungsdesiderate (Hofmann & König, 2017; Weich et al., 2017).

Unsere Analysen basieren auf dem theoretischen Ansatz DIGCOMP (Ferrari, 2013). Die vorliegende Studie befasst sich mit der Fragestellung, welche Profile von digitalen Kompetenzen lassen sich bei Studienanfänger*innen der Wirtschaftswissenschaft im dualen Studium ableiten. Ausgehend von den Ergebnissen gehen wir anschließend der Fragstellung nach, wie demografische Merkmale mit den eruierten Profilen zusammenhängen.

Unsere Untersuchung basiert auf 413 dual Studierende an den Standorten Karlsruhe, Lörrach and Ravensburg der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (Querschnittsdesign). Die Daten wurden zwischen November 2018 und März 2019 anhand einer Paper and Pen Befragung in den Studiengängen BWL-Industrie und BWL-Handel erhoben. Die Stichprobe bestand aus 59,7% weiblichen Befragten mit einem Alter von M = 20.45 (SD = 1.87) Jahren. Insgesamt 95.9% der Studierenden waren im ersten Semester. Die Messungen basieren auf 24 Items mit 5 Dimensionen auf Grundlage des Brinbaum-Models (Birnbaum, 1968): Informationsverarbeitung (EAP/PV-Reliability = .66), Kommunikation (EAP/PV-Reliability = .64), Erstellen von Inhalten (EAP/PV-Reliability = .69), Schutz und Sicherheit (EAP/PV-Reliability = .56) und Problemlösung (EAP/PV-Reliability = .74).

Basierend auf einer Latente Profilanalyse konnten 4 Profile herausgearbeitet werden. Die kleinste Gruppe mit den niedrigsten Kompetenzen bildeten die Verweigerer (7.5%). Gering höhere Merkmalsausprägungen zeigte sich bei der Gruppe der Ablehner (10.9%). Die Gruppe der „konstruktiv Digitalisierten“ (23.2%) und „reflektiert Digitalisierten“ (58.4%) zeigten jeweils bei unterschiedlichen Dimensionen die höchsten Mittelwerte für ihre Gruppe. Beispielsweise weist die Gruppe „reflektiert Digitalisierten“ für die Dimension Informationsverarbeitung sowie Schutz und Sicherheit die höchsten Werte auf. Die anschließend durchgeführte Zusammenhangsanalyse mit den demografischen Variablen zeigten keine signifikanten Zusammenhänge.

Die vier herausgearbeiteten Profile können als eine erste Analyse für die Ausprägung von digitaler Kompetenzen bei dual Studierenden gewertet werden. Somit bietet diese Untersuchung ein Ausgangspunkt für die Überarbeitung von Modulhandbücher. Ferner diskutiert der Vortrag die Ergebnisse des aktuellen Forschungsstandes sowie anschließend mit dem Plenum.

Themenbereiche

  • Digitalisierung

Autoren

  • L. Schulze Heuling
  • S. Wild

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  • T1 Vorträge 4 (15∶30 - 16∶45)

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Ein interessantes Abstract!
Zufällig (naja, vermutlich nicht ganz, der Nutzen – den Sie auch sehr schön aufgezeigt haben – liegt ja auf der Hand ;-)) habe ich im SS 2019 an der HU Berlin eine Erhebung zu genau diesem Thema durchgeführt (auf der Basis von DigKomp2.1).; und auf der HFDcon 2019 erste Ergebnisse vorgestellt (Präsentation in: http://www.researchgate.net/publication/337889309).
Die darin vorgestellten Ergebnisse meiner Pilotierung des Erhebungsinstrumentes zeigen, dass neben den mit den unterschiedlichen Fächerkulturen erwarteten Differenzen auch einige gemeinsame Grundtendenzen in den resultieren, womit eine Differenzierung möglich ist zwischen Bereichen, wo eine hohe Selbsteinschätzung vorliegt und solchen, wo die Selbstwahrnehmungen der Studierenden deutlich kritischer ausfallen. So waren bei uns die Antworten auf zwei Fragen fächerkulturübergreifend deutlich (selbst-)kritischer als andere. Dies waren: „Ich weiß, wie man Lizenzen und Copyrights anwendet.“ und: „Ich weiß, wie ich digitale Technologien zur (besseren) Wahrnehmung sozialer Verantwor-tung und sozialer Inklusion anpassen kann.“ Dies könnten Ansatzpunkte für gezielte Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung der Lehre sein.
Darüber hinaus zeigen erste Ergebnisse der Analysen zur Konstruktvalidität, dass sich die in DigKomp postulierten fünf Dimensionen tatsächlich – wenngleich in etwas unterschiedlicher Güte – in den Daten finden. Dies zeigt sich daran, dass die interne Konsistenz (vgl. Döring/Bortz 2016) der zu den Dimensionen berechneten Skalen relativ nah am optimalen Wert von Cronbachs α=1 liegen (mit Werten zwischen 0,74 und 0,88, was in allen Dimensionen und z.T. deutlich über Ihren Werten liegt). Interessant wäre zu erfahren, ob dies an der bei Ihnen möglicherweise hetereogeneren Klientel liegt, oder ob Sie eine andere Operationalisierung vornahmen?

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