Nicolai Götze
Universität Kassel, Deutschland
In gegenwärtigen hochschulpolitischen Programmatiken im Kontext einer „Wissensgesellschaft“ wird eine stärkere Vernetzung zwischen Hochschule und Gesellschaft forciert (Koschatzki et al. 2013; Ollsen/Peters 2005; Weingart 2001). Kooperationen zwischen Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen sowie eine damit verbundene Orientierung an sozialen und ökonomischen Kriterien erscheinen in der Forschung ebenso wie in der Lehre als Schlüsselthema (Chatterton/Goddard 2000, Delanty 2003).
Trotz dessen weist die wissenschaftliche Diskussion um praxisorientierte und kooperative Lehre (Fischer et al. 2007; Hansen/Lehmann 2006; Kessels/Kwakman 2007) kaum Bezugspunkte zur sehr stark auf Forschung fokussierten Diskussion um den Wissens- und Technologietransfer (WTT) (Bercovitz, J./ Feldman, M. 2006; O’Shea et al. 2004; Perkmann et al. 2013) auf. Dem entgegen wird im vorliegenden Beitrag auf Grundlage eines breiten, auch lehrbezogene und nicht-kommerzielle Aktivitäten integrierenden Verständnisses des Wissens- und Technologietransfers (Perkmann et al. 2013; Abreu et al. 2009), die Kooperation von Wissenschaftler_innen zu Praxispartner_innen in der Lehre zentriert.
Der Beitrag soll dabei die Spezifizität des lehrbezogenen WTT’s in Abgrenzung zum forschungsbezogenen WTT in unterschiedlichen institutionellen Kontexten herausarbeiten aber auch den Zusammenhang zwischen diesen Formen des WTT’s beleuchten.
Besondere Beachtung wird dabei auf die horizontale Differenzierung zwischen Universitäten und Fachhochschulen gelegt. So sind FH‘s historisch auf berufsbezogene und anwendungsorientierte Lehre fokussiert (Scott 1995; Schubert et al. 2014; Shavit 2007). Aufgrund dieser historisch-institutionalisierten funktionellen Differenzierung wird erwartet, dass in Fachhochschulen lehrbezogener WTT stärker ausgeprägt ist als in Universitäten.
Dass Forschung zunehmend auch zur Aufgabe von FH’s wird (Kyvik/Lepori 2010; Lepori 2010), wirkt, so die zweite Annahme, verstärkend auf den lehrbezogenen WTT. So wird durch die auf Kooperationen und gesellschaftliche Orientierung fokussierende Forschung allgemein die Kooperation von Wissenschaftler_innen und Praxispartner_innen forciert (de Weert 2011).
Insofern geben die Ergebnisse auch Aufschluss über neue, im Zuge der institutionellen Entdifferenzierung (Enders 2016) entstehende Differenzierungen. Methodisch wird dabei auf ein mixed methods design (Creswell/Plano-Clark 2011) zurückgegriffen, welches eine repräsentative standardisierte Befragung von Wissenschaftler_innen (n= 7.469) sowie problemzentrierte Interviews zu konkreten WTT-Projekten (n=54) integriert, die im Kontext der deutschen Teilstudie des APIKS-Projektes (The Academic Profession in Knowledge Societies) erhoben wurden.
Über eine konfirmatorische Faktorenanalyse (Brown 2015) wird analysiert, ob lehrbezogener WTT eine vom forschungsbezogenen WTT abgrenzbare Form darstellt. Über eine Multigruppenanalyse (Byrne 2016, Kline 2016) können des Weiteren die Moderationseffekte des Hochschultyps identifiziert werden. Dies ergänzend dienen die Interviews dazu, inhaltlich die Spezifizität des lehrbezogenen WTT‘s gegenüber dem forschungsbezogenen WTT herauszuarbeiten. Darüber hinaus kann anhand der detaillierten Rekonstruktion der Entstehung von WTT-Projekten die unterschiedliche Verteilung des lehrbezogenen WTT’s entlang des Hochschultyps erklärt werden.
Erste Ergebnisse zeigen, dass lehrbezogener WTT eine vom forschungsbezogenen WTT abgrenzbare Dimension darstellt und dass lehrbezogener WTT häufiger im Kontext von Fachhochschulen praktiziert wird.
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