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Das Studium zwischen kultureller Passungsproblematik und Selbstentdeckung. Studiengangentwicklung im Lichte habitueller Praktiken.

Sinen Ben Mekki (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel), Isabel Steinhardt (Universität Kassel (INCHER))

Die Öffnung des tertiären Bereichs hat zur Folge, dass immer größere Teile der Bevölkerung an akademischer Bildung teilhaben. Mit der Vielfalt der Studierenden wachsen auch die Herausforderungen, mit heterogenen Erwartungen und sozialen Praktiken des akademischen Felds umzugehen (Schmitt 2010). Um diesbezüglich passende Studiengangkonzepte zu entwickeln, wäre es notwendig, Studierende mit ihrer Wahrnehmung einzubeziehen, was bislang unzureichend erfolgt. Zwar sind Evaluationen von Studierenden in Bezug auf einzelne Lehrveranstaltungen oder auch auf den Studiengang als solchen an vielen Hochschulen etabliert (Kloke 2014), aber die habituellen Praktiken der Studierenden und die damit einhergehenden möglicherweise vorhandenen Passungsprobleme im Studium (Schmitt 2010) werden nicht in den Blick genommen. Vor allem werden sie nicht in die Weiterentwicklung von Studiengängen involviert.

Im Rahmen einer Interviewstudie von Hochschulabsolvent*innen der Wirtschaftspädagogik an der Universität Kassel wurde der Versuch unternommen, habituell bedingte Herausforderungen und Passungsprobleme zu identifizieren. Dazu wurden die durchgeführten narrativen Interviews mittels der Habitushemerneutik (Bremer/Teiwes-Kügler 2013) ausgewertet, um das Habitussyndrom in Bezug auf das Studium der Wirtschaftspädagogik zu rekonstruieren. Wirtschaftspädagogik wurde als Beispiel gewählt, da dieser Studiengang häufig von Studierenden mit nicht-akademischen Bildungshintergrund gewählt wird (Sonntag 2016). Zudem sind Studierende mit unterschiedlichen fachkulturellen Anforderungen und Konventionen konfrontiert (Wirtschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften und den Fachwissenschaften des allgemeinbildenden Zweitfaches).

Gerade diese unterschiedlichen fachkulturellen Anforderungen, so zeigen unsere Ergebnisse, werden als mehr oder weniger partizipativ und hierarchisch autoritativ wahrgenommen, was zu kulturellen Passungsproblematiken (vgl. Bourdieu und Passeron 1971) führen kann. Das „habituelle Gepäck“ der Studierenden stellt sie folglich vor differente Herausforderungen, die ihre soziale Distanz zu bestimmen fachkulturellen Konventionen verdeutlichen und darüber Prozesse der sozialen Ungleichheit erkennen lassen, die sich auf ihren Studienverlauf auswirken können.

Wie die Forschungsergebnisse für die Weiterentwicklung von Studiengängen verwendet werden können, soll in dem vorgeschlagenen Vortrag diskutiert werden.

Literatur

  • Bourdieu, P., & Passeron, J.-C. (1971). Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs. Stuttgart: Klett.
  • Bremer, H., & Teiwes-Kügler, C. (2013). Habitusanalyse als Habitus-Hermeneutik. Zeitschrift für Qualitatitve Forschung (ZQF), 14(2), 199–219.
  • Kloke, K. (2014). Qualitätsentwicklung an deutschen Hochschulen: professionstheoretische Untersuchung eines neuen Tätigkeitsfeldes. Wiesbaden: Springer VS.
  • Schmitt, L. (2010). Bestellt und nicht abgeholt: soziale Ungleichheit und Habitus-Struktur-Konflikte im Studium. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Sonntag, G. (2016). Studienerfolg ohne allgemeine Hochschulreife? wie Herkunft, Bildungsverlauf und Wahlmotive den Studienerfolg beeinflussen. Marburg: Tectum Verlag.

Themenbereiche

  • Mesoebene

Autoren

  • S. Ben Mekki
  • I. Steinhardt

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  • T1 Vorträge 4 (15∶30 - 16∶45)

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