Im Beitrag gehen wir den beiden Forschungsfragen nach: Welche Erwartungen werden an die künftige Hochschulbildung gestellt? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Hochschulbildung?
Der theoretische Hintergrund des Beitrags basiert auf einer neo-institutionalistischen Perspektive. Erwartungen aus der Umwelt von Hochschulen werden nicht zur Steigerung der Effizienz für die Erreichung der Ziele aufgenommen, sondern um Legitimität herzustellen sowie zur Sicherung der Ressourcen aus der institutionellen Umwelt (Krücken/Röbken 2009: 335; Walgenbach 2014: 299-300). Das Wachstum des Hochschulsystems führt dazu, dass sich Hochschulen zunehmend in einer Transformation zu Wettbewerbsakteuren befinden (Krücken 2017; Meier 2018). In den Wettbewerbsstrukturen, die wir als institutionelles Regelsystem verstehen, sind Hochschulen gezwungen, Ansprüchen und Erwartungen in Bezug auf die Lehre an den Hochschulen, sowohl aus der beruflichen als auch der gesellschaftlichen Umwelt, Rechnung zu tragen, um sich zu profilieren und zu positionieren. Solche Profilierungen in Leistungsspektren beziehen sich vor allem auf die internationale sichtbare Spitzenforschung aber insbesondere auch auf herausragende Lehrangebote (Simon 2013: 38-41).
Die Analyse basiert methodologisch auf einem zweistufigen Vorgehen: In einem ersten Schritt wurden mehrere langfristige Entwicklungen mittels Experteninterviews identifiziert, von denen eine auf die Flexibilisierung und Individualisierung der Bildungsangebote und -verläufe fokussiert. In einem zweiten Schritt wurden konkrete Trends innerhalb dieser Entwicklung mittels Dokumentenanalysen von wissenschaftlichen Publikationen und Dokumenten von Hochschulen induktiv eruiert.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Bildungsprozess an Hochschulen sowie der Hochschulabschluss zunehmend durch gesellschaftliche Erwartungen (bspw. Individualisierung von Präferenzen in Folge der Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Lebensphasen) und arbeitsweltorientierte Ansprüche (bspw. Kopplung des Studiums mit Arbeitserfahrung, Kompetenzausrichtung auf die Nachfrage der Arbeitsmarktes) basieren und Konsequenzen auf der Mirko-, Meso- und Makro-Ebene zur Folge haben. Hochschulen stehen vor diesem Hintergrund vor der Herausforderung, ihre Bildungsangebote in diesem Kräfteverhältnis von Ansprüchen zu profilieren und sich dadurch im zunehmend kompetitiven Hochschulraum zu positionieren.
Literatur
Krücken, G. (2017). Die Transformation von Universitäten in Wettbewerbsakteure. In: Beiträge zur Hochschulforschung 39(3-4): 10-29.
Krücken, G. & Röbken, H. (2009). Neo-institutionalistische Hochschulforschung. In: S. Koch & M. Schemmann (Hrsg.), Neo-Institutionalismus in der Erziehungswissenschaft. Grundlegende Texte und empirische Studien. Wiesbaden: VS Verlag, 326-346.
Meier, F. (2018). Trends der Hochschulentwicklung. Der Weg zur wettbewerblichen Organisation. In: B. Fähnrich, J. Metag, S. Post & M. S. Schäfer (Hrsg.), Forschungsfeld Hochschulkommunikation. Wiesbaden: Springer VS, 25-38.
Simon, D. (2013). Wie viel Innovation erlaubt das deutsche Wissenschaftssystem? Systemübergänge, institutionelle Settings und die Wissenschaftsgovernance. In: M. Jostmeier, A. Georg & H. Jacobsen (Hrsg.), Sozialen Wandel gestalten. Zum gesellschaftlichen Innovationspotenzial von Arbeits- und Organisationsforschung. Wiesbaden: Springer VS, 33-44.
Walgenbach, P. (2014). Institutionalistische Ansätze in der Organisationstheorie. In: A. Kieser & M. Ebers (Hrsg.), Organisationstheorien. 7. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, 295-345.
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