Das forschende Lernen als methodisch-didaktisches Lehrprinzip gewinnt zunehmend an Popularität. Viele Hochschulen haben es mittlerweile in ihr Leitbild Lehre aufgenommen. Die damit verbundenen Herausforderungen (insbesondere auf der Mikroebene) bleiben allerdings meist implizit. Eine systematische Aufarbeitung darüber, welche Herausforderungen im Kontext von forschendem Lernen auftreten und, genauer, welche Herausforderungen welchen Akteuren im Kontext von Angeboten forschenden Lernens begegnen, steht bisher noch aus. Im aktuellen Fachdiskurs werden Herausforderungen zumeist fragmentarisch dargestellt (bspw. Hellmer 2009, Pasternack 2017, Mooraj & Pape 2015) und basieren nur selten auf empirischen Untersuchungen (Ausnahmen bieten Huber 2016, Riewerts et al. 2018 und Huber & Reinmann 2019).
Eine Besonderheit des aktuellen „Booms“ dieses methodisch-didaktischen Prinzips liegt in der massiven Förderung durch den Qualitätspakt Lehre, der es den Hochschulen ermöglichte, ihr Angebot an forschendem Lernen auszubauen und strukturell mit neuen Ressourcen zu unterstützen. Die in der Literatur beschriebenen Herausforderungen forschenden Lernens beziehen sich jedoch vor allem auf Lehrveranstaltungen und Projekte, die im „Regelbetrieb“ der Hochschulen stattfinden.
Im Rahmen eines QPL-Begleitforschungsprojekts wurden 19 Beispiele von drittmittelgeförderten Angeboten forschenden Lernens analysiert, davon 13 QPL-gefördert. Dafür wurden mit den Projektkoordinator_innen leitfadengestützte Interviews geführt und mithilfe von MaxQDA codiert. Im Zentrum der hier präsentierten Untersuchung stand dabei die Frage, welche Herausforderungen von den Interviewpartner_innen explizit oder implizit thematisiert werden. Da Herausforderungen im Kontext von forschendem Lernen kein explizites Interviewthema waren, lässt sich aus den Ergebnissen schließen, dass die angeführten Herausforderungen eine besondere Relevanz haben. In den Beschreibungen der Koordinator_innen wurden alle hochschuldidaktischen Ebenen gestreift: die der Mikroebene, also Herausforderungen, die Studierende und Lehrende bei diesem Format betreffen sowie die Mesoebene, die sich vor allem aus der curricularen Einbettung der Projekte ergibt sowie aus der Projektförmigkeit der Förderung.
Durch den Vergleich mit den in der Literatur beschriebenen Herausforderungen können solche herausgearbeitet werden, die durch die Spezifität der Drittmittelförderung entstehen. So stehen Projektkoordinator_innen bspw. vor der Herausforderung, ihre Angebote in die Wahlpflichtbereiche von Fakultäten zu integrieren, um die Teilnahme für Studierende attraktiv zu machen. Lehrende müssen für diese Projekte rekrutiert und Auswahlverfahren organisiert werden. Die Organisation von für forschendes Lernen angemessenen Prüfungen – eines der zentralen Themen in der Literatur – findet sich im Gegensatz dazu bei projektförmig geförderten FL-Projekten nicht. Es wird auch deutlich, dass die Projektstruktur besondere didaktische Rahmenbedingungen ermöglicht – wie beispielsweise Interdisziplinarität oder Forschungsgruppen mit Studierenden unterschiedlicher Lernstände. Dies wird einerseits als lernförderlich und empfehlenswert erlebt und beschrieben, andererseits ergeben sich daraus auch neue Herausforderungen für Lehrende und damit „über Bande“ auch für Projektkoordinierende.
In diesem Vortrag wird eine systematisierte Gegenüberstellung von den in der Literatur beschriebenen Herausforderungen, die sich zumeist auf curriculare Angebote beziehen, und den Analyseergebnisse der Herausforderungen im Rahmen der Drittmittelstruktur vorgenommen. Dadurch werden Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Einbettungsformate – einerseits curricular, andererseits projektförmig – deutlich.
Der Vortrag ist Track 1 zuzuordnen. Er fügt inhaltlich einem für die dghd eingereichten Beitrag weitere Perspektiven hinzu, sodass ein bereits dort begonnener Diskurs aufgegriffen und vertieft werden kann.
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- Drittmittelförderung
- Forschendes Lernen
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- T2 Posterrunde IV B (10∶45 11∶30)
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